Chinas Aktienmarkt

Nichts für schwache Nerven

China steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen, und die Reaktionen auf die jüngsten Maßnahmen der Regierung lassen die Märkte aufhorchen. In unserem neuesten Artikel analysiert Thomas Altmann, Leiter des Portfolio-Managements bei QC Partners, die Chancen und Risiken, die sich für Anleger aus dem aktuellen Konjunkturpaket ergeben. Ob sich Chinas Wirtschaft erholen wird und welche Auswirkungen dies auf Deutschland haben könnte, lesen Sie hier.

Chinas Aktienmarkt

Chinas Aktienmarkt – nichts für schwache Nerven

China nutzt aktuell alle geld- und wirtschaftspolitischen Möglichkeiten, um der Wirtschaft zu mehr Wachstum zu verhelfen. Denn in den vergangenen beiden Quartalen ist die Wirtschaft im Reich der Mitte nur noch um 0,6% bzw. 0,9% gewachsen. Was für Deutschland ein Traum-Wachstum wäre, ist für China eine Wachstums-Katastrophe. Damit ist das Jahres-Ziel von 5% in ernsthafter Gefahr. Zum Vergleich: In den vergangenen 20 Jahren ist Chinas Wirtschaft um durchschnittlich mehr als 8% pro Jahr gewachsen.

Einer der Gründe für die aktuelle Krise ist die anhaltende Immobilienkrise. In den vergangenen drei Jahren sind die Preise für Bestandsimmobilien um gut 15% gesunken. Auch die zahlreichen fertiggestellten Neubauten finden kaum Käufer. In den ersten neun Monaten dieses Jahres wurden so wenige Wohnungen verkauft wie zuletzt in den ersten neun Monaten des Jahres 2015.
Jetzt will Peking diese Immobilienkrise mit zahlreichen Maßnahmen endlich hinter sich lassen: Die Mindestanzahlung für den Kauf von Zweitwohnungen wurde deutlich gesenkt. Dazu sollen die chinesischen Regionalregierungen unverkaufte Neubauten erwerben und in Sozialwohnungen umwandeln. Um privaten Käufern die Finanzierung zu erleichtern, wurden die Hypothekenzinsen gesenkt.
Darüber hinaus werden die Banken, die bereits unter ausfallgefährdeten Krediten ächzen, unterstützt. Kapitalspritzen, niedrigere Finanzierungskosten und geringere Hinterlegungen bei der Notenbank sind hier die Mittel der Wahl.
Zusätzlich will der chinesische Staat verstärkt investieren.

Party an den Börsen

An den Börsen hat das immense Maßnahmenpaket eine neue China-Euphorie entfacht. In Shanghai, Shenzhen und Hong Kong sind die Aktienkurse deutlich nach oben geklettert. Der Hang Seng China Enterprise Index, der sich auf die in Hong Kong gehandelten H-Aktien bezieht, ist zwischen Mitte September und Mitte Oktober in der Spitze um mehr als 40% angestiegen. Der Shanghai Shenzhen CSI 300 Index, der die in China gehandelten A-Aktien beinhaltet, hatte mit einem Tagesplus von 8,5% seinen besten Handelstag seit der Finanzkrise.
Der größte ETF auf den chinesischen Aktienmarkt, i-shares China Large-Cap ETF, wurde regelrecht mit Geld geflutet. Anfang Oktober erlebte der ETF unmittelbar nacheinander die vier Handelstage mit den größten Zuflüssen in seiner mehr als 20-jährigen Historie. Dabei hat sich das Fondsvolumen fast verdreifacht.
Anlegerinnen und Anleger haben dabei nicht nur unmittelbar investiert, sondern auch über Optionen. Das Volumen an Kaufoptionen (Calls), die von steigenden Kursen profitieren, hat ebenfalls ein historisches Rekordhoch erreicht.
Allerdings gab es innerhalb dieser beeindruckenden Rally bereits erste große Rücksetzer: Der Hang Seng China Enterprise Index hat im Oktober einen Tagesverlust von mehr als 10% erlitten – auch das ist ein Rekordwert seit der Finanzkrise. Erste Anlegerinnen und Anleger zweifeln mittlerweile daran, ob das Paket ausreichen wird, um den Konsum nachhaltig zu beleben und die mit 18% extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit deutlich zu senken.

Parallelen zu 2015?

Diejenigen, die den chinesischen Aktienmarkt schon sehr lange beobachten, fühlen sich möglicherweise zumindest in Teilen an das Jahr 2015 erinnert. Damals drohte das Wirtschaftswachstum unter die 7%-Schwelle zu rutschen. Notenbank und Staat steuerten mit Zinssenkungen, staatlichen Ausgabenprogrammen und verringerten Hinterlegungen bei der Notenbank gegen. Damals kletterte der Hang Seng China Enterprise Index zügig um 30% nach oben. Auf den Kursanstieg folgte damals allerdings die Enttäuschung. In den folgenden sechs Monaten halbierten sich die Kurse.

Chancen und Risiken

Geschichte muss sich natürlich nicht wiederholen, sie darf allerdings durchaus warnen und zum Nachdenken anregen. Auf der einen Seite ist das Konjunkturpaket diesmal deutlich größer als vor neun Jahren. Auf der anderen Seite wird gerade diese immense Größe zu einem deutlichen Anstieg der Staatsverschuldung führen. Nach einer Schätzung des Internationalen Währungsfonds wird Chinas Staatsverschuldung im Jahr 2027 erstmals bei mehr als 100% des Brutto-Inlandsproduktes liegen. Und so sind die Zinsen 10-jähriger chinesischer Staatsanleihen unmittelbar nach der Verkündung bereits nach oben geklettert.
Die Optimisten hoffen jetzt, dass der chinesische Aktienmarkt – sofern das Konjunkturpaket seine Wirkung vollumfänglich entfaltet – zu alter Stärke zurückkehrt. Denn trotz der Rally notiert der Hang Seng China Enterprise Index noch immer mehr als 40% unter seinem Verlaufshoch aus dem Jahr 2015 und fast 60% unter seinem Rekordhoch aus dem Jahr 2008. Das Kurs/ Gewinn-Verhältnis und das Kurs/ Buchwert-Verhältnis liegen aktuell allerdings bereits 10% höher als im Durchschnitt der vergangenen 10 Jahre. Um weitere Kursanstiege zu rechtfertigen, werden die Unternehmensgewinne also zwingend ansteigen müssen.
Anlegerinnen und Anleger, die an den Börsen in China und Hong Kong aktiv sind, werden in jedem Fall weiterhin starke Nerven brauchen. Denn in den vergangenen Monaten waren die Kursschwankungen in Shanghai, Shenzhen und Hong Kong mehr als doppelt so hoch wie die des DAX.

Auswirkungen auf Deutschland

Apropos DAX: Bleibt die Frage, ob und inwieweit die deutsche Wirtschaft und damit der deutsche Aktienmarkt vom chinesischen Konjunkturpaket profitieren können. Immerhin ist die deutsche Wirtschaft äußerst exportorientiert, im vergangenen Jahr lag die Exportquote bei 47% des Bruttoinlandsproduktes. Und China war 2023 immerhin der viertgrößte Abnehmer für Produkte „Made in Germany“. Die deutsche Automobilbranche hat historisch beispielsweise 30% ihrer Produktion im Reich der Mitte verkauft. Aktuell hat Deutschland allerdings deutlich weniger Produkte im Angebot, die international begehrt sind. Und so haben die deutschen Ausfuhren nach China im August das geringste Niveau seit dem Covid-Monat Februar 2020 erreicht. Entsprechend wird das chinesische Paket nicht automatisch zu höheren Exporten und einem höheren DAX-Stand führen.

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